Wohlwollen

Heute will ich mal meine Gedanken zum Thema Wohlwollen teilen. Warum? Was ist Wohlwollen? (Wofür) Brauchen wir das?

In dieser Zeit, die von so großer Unsicherheit geprägt ist, suchen viele Menschen einen Anker, etwas, woran sie festhalten können, etwas, das ihnen ein bisschen Sicherheit geben kann. Wie kann Wohlwollen dabei helfen?

Was ist Wohlwollen überhaupt? Für mich ist Wohlwollen das Gegenteil von Ablehnung. Wohlwollen ist, wenn ich verstehen will, Verständnis haben will für jemanden, für das Verhalten, für die Gefühle und Bedürfnisse. Wenn ich beispielsweise die Haltung eines Menschen nicht mag, dann kann ich dennoch versuchen, zu verstehen. Was sind die Beweggründe? Was sind die im Leben gemachten Erfahrungen? Jeder und jede von uns tut alles aus einem guten Grund. Womöglich kennen wir ihn nicht, womöglich finden wir ihn unpassend oder gefährlich oder was auch immer. Aber es gibt immer einen Grund, wir alle haben immer einen guten Grund, etwas zu tun oder zu lassen.

Schauen wir mal auf uns selbst. Ich mach das mal stellvertretend: An diesem Newsletter sitze ich nun schon viele Tage und komme nicht so richtig weiter; immer nur ein Stückchen. Ich will ihn unbedingt fertigstellen, aber ich tu nichts. Was soll da jetzt der gute Grund dafür sein, dass ich mich selber blockiere? Ich habe mein Verhalten mit Wohlwollen angeschaut (anstatt mich selber fertig zu machen). So konnte ich feststellen, dass es eine latente Angst gibt vor der Veröffentlichung, vor möglichen Reaktionen der Leser und Leserinnen. Dass sie vielleicht ganz anderer Meinung sind und mir das um die Ohren hauen. Oder, oder, oder! Der gute Grund ist also womöglich, dass ich mich schützen will vor den Gefühlen, die kommen, wenn jemand gegen mich ist (So lautete mein Glaubenssatz: Wenn ich einen Fehler mache, stellt man sich gegen mich.).

Wenn ich also Wohlwollen entgegenbringe/zeige, anstatt zu verurteilen, zu bestrafen, mich darüber lächerlich zu machen, dann findet ein innerer Wandel statt. Dann betrachte ich, was ich sehe und erlebe, anders, vielleicht mit Neugier und Interesse. Dann kann ich mich fragen: „Welchen Grund kann dieses Verhalten haben?“ Denn auch wenn der Grund häufig nicht bekannt ist, nicht bewusst ist, so gibt es ihn doch.

Wie annähern?

Wie kann ich mich dem annähern? Will ich das überhaupt? Tun wir es dort, wo wir es können, wo wir es beginnen können. Wo können wir beginnen? Vielleicht bei uns selber. Wie wohlwollend gehen wir mit uns selber um? Wie reden wir mit uns, wenn wir einen Fehler gemacht haben? Wie mit einem Freund / einer Freundin? Tröstend? Verständnisvoll? Oder eher strafend, herabsetzend? Viele von uns haben gelernt, dass wir bestraft wurden, wenn wir einen Fehler gemacht, uns ungeschickt verhalten oder etwas Unpassendes gesagt haben. Vielleicht nicht körperlich, aber mit Worten. Mit Sätzen wie „Stell dich nicht so dämlich an.“ „Ungeschickt lässt grüßen.“ „Kannst du auch mal was richtig machen?“

Wenn wir sowas oder ähnliches in unserer Kindheit häufiger gehört haben, übernehmen wir es in unseren eigenen Sprachgebrauch, weil wir es damals geglaubt haben. Wir mussten das glauben, waren es doch unsere Bezugspersonen, die so zu uns sprachen. Und nun tun wir es selber, immer noch. Warum eigentlich? Weil es sich so in unserer Gehirn eingeprägt hat und nie hinterfragt wurde. Das können wir nun tun, wenn wir wollen. Wollen wir so mit uns selbst umgehen? Oder können wir es mit Wohlwollen und Zeit lernen, in nicht so glücklichen oder unguten Situationen liebevoller zu uns zu sein, wie eben bspw. bei einem Freund, einer Freundin.

Anstatt zu sagen: „Da hast du dich aber mal wieder dämlich angestellt!“, könnten wir bspw. sagen: „Da habe ich gerade einen Fehler gemacht. Das war jetzt vielleicht nicht so toll, aber es ist halt nur ein Fehler. Vielleicht kann ich daraus sogar etwas lernen.“ Es gibt agile Projektmanagement-Methoden, die bauen genau darauf auf. Fehler dürfen gemacht werden, sind sogar erwünscht, damit daraus gelernt werden kann. Wie viele tolle Dinge und Erfindungen auf dieser Welt sind aus Fehlern entstanden? Da gibt es massenhaft Beispiele.

Aber …

Kann/soll ich bei jeder und jedem und allem Verständnis haben? Ist (uns) Wohlwollen immer möglich? Ich habe letztens von einem Mann gehört, der tötete, um in Haft zu kommen. Kann man, kann ich so jemandem Wohlwollen entgegenbringen? Das war mir schwer möglich. Nun, wenn Wohlwollen nicht möglich ist, dann vielleicht Interesse? Wissen wollen, warum anstatt ausschließlich zu verurteilen? Dass muss sicher jede/r selber wissen.

Fazit

Aber nochmal zum Anfang zurück. Wieso kann Wohlwollen dabei helfen, sicherer in der Welt zu sein, innere Sicherheit zu entwickeln? Je wohlwollender ich mit mir umgehe und mit den Menschen um mich herum, desto friedlicher wird es in mir. Frieden erzeugt innere Sicherheit.

Und wenn ich das mal nicht kann? Dann schaue ich mir auch das mit Wohlwollen an. Es ist eine Sache von kleinen Schritten. Immer wieder. Üben und erleben. Und vielleicht sich mit anderen darüber austauschen. Denn alle „aber“ wollen gehört werden. 😊

Gern biete ich Ihnen eine kostenlose Coaching-Stunde zu diesem Thema an – oder auch zu jedem anderen.

Eine Antwort

  1. Wohlwollen – es ist immer wieder gut, sich diese Option der Betrachtung ins Gedächtnis zu rufen und schwupp, passiert etwas.

    Mein Beispiel aus den letzten Tagen: Ich hatte in einer großen Stadt eine Unterkunft gebucht. Die Lage war sehr zentral, die Bewertungen, die ich gelesen hatte, waren durchweg gut (8.3 von 10 Punkten), die Abbildungen ok, der Preis nicht übertrieben teuer, aber auch nicht übertrieben günstig. Bei Ankunft war dann sofort sichtbar, dass es ein super düsterer, billig und plünnig eingerichteter Raum war, die Fenster mit Folie verklebt, die zu einem winzigen Innenhof führten, in der sehr laut eine Klimaanlage brummte und es übel roch: ein sehr unangenehmer Raum. Meine erste Reaktion: „Ich Idiotin – wie konnte ich so ein Zimmer buchen?“.
    Der Wohlwollende Blick auf meine schlechte Auswahl: OK, der Raum war zumindest sauber, die Dusche funktionierte, die Betten waren ok, das Fenster musste einfach zu bleiben, dann kam auch der Geruch nicht ins Zimmer, die Nähe war zur Innenstadt unschlagbar. Weil es so ungemütlich war, waren wir deutlich mehr in der Stadt unterwegs, haben uns kleine Pausen eher im Cafe gegönnt, als im Zimmer und wir konnten wirklich alles zu Fuße erreichen. So gesehen war es dann doch nicht so schlecht.

    Danke für diesen Hinweis!

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