„Mach dir doch nicht so viele Gedanken“

Das habe ich in einer schwierigen Zeit sehr, sehr oft gehört. Ich würde zu viel grübeln, zu viel denken, die Dinge zerdenken gar. Dabei muss es sich ja gar nicht unbedingt immer um ein großes Problem handeln. Auch wenn eine Entscheidung ansteht, kann uns das ständig sehr beschäftigen. Es geht dann meist darum, dass wir nicht wissen, wie es von hier ab weitergehen soll. Wir wollen das Thema erledigt haben, wir wollen es los sein. Und dann dreht sich das Rad im Kopf. Ob man will oder nicht. Es braucht uns nur irgendetwas daran zu erinnern, dann hat es uns wieder im Griff.

Kennen Sie das auch? Wie finden Sie es, wenn Sie dann hören, man solle aufhören zu denken? Mir hat das nicht geholfen. Es gab mir das Gefühl, falsch zu sein. Etwas nicht zu können, was ich können müsste. Aber ist das so? Dass wir das können müssen? Ich sag mal ganz platt: Wenn wir es könnten, täten wir es doch, oder?

Sicher wäre es oft hilfreich gewesen, nicht so viel an das vorliegende Problem zu denken. Sicher könnte es hilfreich sein, sich mal abzulenken. Aber es ging nun mal nicht, oder nicht immer. Die Gedanken waren einfach da.

Warum sagt jemand eigentlich sowas? Tun wir das auch? Tut das jede/r? Sicherlich tun es ganz viele Menschen. Und im Kern wollen sie bestimmt nur helfen. Sie wollen, dass es uns besser geht. Denn ständiges Grübeln tut ja auch nicht gut. Es lenkt vom Leben ab. Wir sind nur noch auf eins ausgerichtet, der Fokus ist stark eingeengt. Wir können uns dann nicht mehr gut auf anderes und andere konzentrieren.

Aber wenn wir Gedanken nicht loswerden können, wenn auch Ablenken nur eine kurzfristige Erleichterung ist, was können wir denn tun?

Bemerken, annehmen, entscheiden

Bemerken

Wenn wir mitkriegen, dass wir uns (vielleicht schon wieder) in einem Gedankenkarussell befinden, können wir uns das mal ganz konkret und wohlwollend bewusst machen, so als würden wir mit uns selber sprechen: „Aha, jetzt denke ich schon wieder daran. Ist ja interessant!“ So, als würden wir neben uns stehen und uns selber interessiert (!!) beobachten, auch die Gefühle, die auftauchen, bspw. Ärger

Annehmen

Wenn wir dann (oder später) uns in die Lage versetzen oder es versuchen, zu akzeptieren, dass das (schon wieder) passiert ist („Ja, okay, das ist jetzt so, aus irgendeinem Grund ist das wieder da, dann akzeptiere ich es, denn es ist ja sowieso da, ob ich will oder nicht.“), dann tritt schonmal eine kleine Ruhe ein, kann es eine ganz kleine Erleichterung geben.

Entscheiden

Wenn ich akzeptieren kann, dass Gedanken immer wieder kommen (und gehen😊), dass gerade dieser Gedanke wieder da ist, dann kann ich oft etwas besser entscheiden, was ich jetzt damit mache, anstatt mich von meinen Gedanken und Gefühlen wegtragen zu lassen. Ich bestimme dann, wie es weitergeht. Will ich mich jetzt damit beschäftigen? Will ich mich für den Moment ablenken? Will ich das mit jemandem besprechen? Das ist Selbstwirksamkeit.

2 Ideen

Verabreden

Was kann ich machen? Eine Idee, von der ich mal gelesen habe ist, dass ich mich mit dem Thema /Problem verabrede bzw. eine Verabredung zu einem bestimmten Zeitpunkt vereinbare. Und dann, nur dann, beschäftige ich mich ausführlich damit. Machen wir das mal anhand eines Beispiels: Ich habe eine Nachricht erhalten, die mich sehr aufwühlt und ich weiß nicht so genau, was ich jetzt machen soll. Immer wieder stiehlt sich das Problem in meine Gedanken und hat mich fest im Griff (Gedanke: Was soll ich nur tun? Gefühl: vielleicht Ärger, Angst, Wut, Trauer?).

Nun kommt der Zeitpunkt, wo ich dies bemerke und ich sage mir: „Aha! Ich denke schon wieder daran. Okay, das ist jetzt so. Mein Gehirn will eine Lösung. Was kann/will ich jetzt tun? Ich will mich jetzt nicht (schon wieder) damit beschäftigen.“ Also sage ich dem Problem: „Pass auf! Du hast einen Grund, da zu sein, versteh ich. Jetzt habe ich allerdings andere Dinge zu tun. Heute Nachmittag um 16:00 Uhr werde ich mich mit dir beschäftigen, ausführlich. Versprochen! Aber vorher nicht.“

Laufen

Eine Sache, die mir immer mal hilft, ist, dass ich mir mein Problem schnappe und loslaufe, losgehe, mindestens 20 Minuten. Und dass ich ausschließlich daran denke und immer wieder bewusst darauf zurückkomme, wenn die Gedanken abschweifen. Immer wieder. Immer wieder. Und nach etwa 20 Minuten passiert etwas, meistens jedenfalls. Entweder ist plötzlich eine Lösung da oder das Problem hat an Relevanz verloren, so dass ich etwa denke: „Wieso habe ich mich eigentlich so aufgeregt.?“

Das praktiziere ich oft und es hat mir schon gute Dienste geleistet. Ich habe es dem Buch „Nimm dein Problem und geh los“ von Thom Hartmann entnommen.

Kleine Schritte

Nun gibt es sicher Menschen, die denken, dass das für sie nicht funktioniert oder dass sie gar keine Lust verspüren, so etwas überhaupt mal auszuprobieren. Das ist in Ordnung. Nicht alles funktioniert oder ist gerade gut für jede und jeden. Möglicherweise klappt es auch nicht beim ersten Mal so richtig. Es geht – wie fast immer – um die kleinen Schritte, vielleicht ums Dranbleiben und Erfahrungen machen. Ich entscheide mich, etwas auszuprobieren oder eben nicht. Das ist wieder Selbstwirksamkeit. Das gilt es zu würdigen.

Es gibt da draußen sicher noch viele, viele Ideen, die Menschen ausprobiert haben, die weitergeholfen haben. Ich freue mich über Rückmeldungen im Kommentarbereich.

Gern biete ich Ihnen auch eine kostenlose Coaching-Stunde zu diesem Thema an.

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