In dieser Zeit des jungen Jahres springt es uns wieder von überall entgegen: Dass wir uns Ziele setzen sollten und wie wir sie am besten umsetzen. Und jedes Jahr lesen wir gleichzeitig, wie erfolglos dieses Unterfangen oft sein kann. Die Fitness-Studios werden aktuell mit jedem Tag schon wieder leerer, nachdem es ab dem 2. Januar ein rechtes Gedränge gab.
Um es vorweg zu sagen: Ich habe auch keine Vorschläge, wie Ziele gut zu erreichen sind. Und um ehrlich zu sein, ich setze mir erst gar keine. Manchmal aber nehme ich mir etwas vor – auch unabhängig vom
Datum, z.B:
– öfter mal Nein sagen
– mich mehr bewegen
– mehr unternehmen
Nehmen wir das Thema Nein sagen: Warum will ich das überhaupt? Vielleicht, weil ich dazu neige, mich ausnutzen oder über mich bestimmen zu lassen. Ich finde, das ist ein guter Grund, da mal hinzuschauen. Nun weiß ich aber um den Jo-Jo-Effekt, wenn es um Ziele geht. Wenn es darum geht, dranzubleiben. Daher nehme ich das Thema lieber als Motto für eine bestimmte (oder auch unbestimmte) Zeit in mein
Leben.
Und damit ich nicht vergesse, was ich mir vorgenommen habe, lasse ich mich daran erinnern. Durch einen Alarm auf dem Handy mit einer netten Aufforderung beispielsweise oder durch ein Post-it an einer
markanten Stelle wie z.B. ein Türrahmen (was aber bei vielen Menschen nicht funktioniert, weil man es
irgendwann „übersieht“). Denn im Vergessen oder Übersehen sind manche von uns recht gut, oder? Naja, jedenfalls einige.
Und dann die Umsetzung, stimmt, ich muss ja auch etwas dafür tun. So könnte ich für den Anfang mich selbst bei dem, was gerade ist oder was war, einmal beobachten. Aha, da bin ich mal wieder in eine Situation geraten, in der ein Nein angebracht gewesen wäre. Ich habe es aber nicht geschafft; ich habe mich vereinnahmen, überreden lassen. Mal wieder.
Was war meine Reaktion?
a) Habe ich lamentiert und geschimpft über mich und über die, die es mir so schwer machen? Damit
alles beim Alten bleibt? So wird die nächste vergleichbare Situation aller Voraussicht nach wieder
genauso enden. Und dann sage ich mir vielleicht sogar: „Das schaffst du ja eh nicht.“ Oder „Das
war der/die Andere schuld!“
b) Betrachte ich mir die Situation und mich – und zwar wohlwollend? Schaue ich, was war, wie ich
war? Frage ich mich, wie genau ich auch hätte reagieren können, an welcher Stelle? Frage ich
mich, was genau ich vielleicht aus dieser Situation lernen und beim nächsten Mal anders
versuchen könnte?
Das wollen wir mal genauer anschauen: Jemand hat mich darum gebeten ihm Geld zu leihen/eine
unangenehme Arbeit abzunehmen/die Kinder zu hüten/eine Aufgabe im Sportverein zu übernehmen –
und ich habe Ja gesagt, obwohl ich nicht konnte/nicht wollte/keine Lust hatte/keine Zeit dafür habe/der
oder die andere auch mal was (für mich) tun könnte.
Wenn ich mir nun – möglichst ohne Bewertung (und ohne mich selbst zu beschimpfen), anschaue,
– was genau war: Ich wurde um etwas gebeten.)
– wie ich war: klar/unklar in meiner Erwiderung; ich habe mich gewunden; ich habe sofort zugesagt
– welche Umstände es gab: Die andere Person hatte aber doch wirklich einen Grund zu fragen. / Ich
war nicht gut drauf, ich war im Stress, ich hatte einfach keine Lust, keine Zeit.
welche Gedanken ich dazu hatte und habe: „Die arme Person. Das kann ich doch nicht
abschlagen. Dann tu ich ihr doch weh. Dann fragt mich niemand mehr was und ich stehe allein
da.“ / „Der könnte doch auch mal jemand anderen fragen. Warum immer ich? Da komme ich nie
mehr raus…“
– was ich nun tun kann:
o Ich könnte mich fragen, ob alle meine Gedanken wirklich wahr sind: Ist die Person wirklich arm
oder tu ich ihr vielleicht sogar was Gutes, wenn ich Nein sage? Tue ich nicht eher mir
weh, wenn ich Ja sage anstatt Nein? Wird es wirklich so sein, dass mich dann niemand
mehr um etwas bittet? Werde ich dann wirklich allein sein?
o Ich frage mich, was ich tun, ausprobieren könnte: Nein sagen, freundlich und bestimmt
und schauen, was passiert? Wie reagiert die andere Person wirklich? Wie ist es, wenn ich
klar bin? Was mache ich, wenn die andere insistiert?
Hier geht es darum, zu erforschen, was wirklich ist: Was will ich wirklich? Wie geht es mir damit? Was
habe ich vielleicht gelernt? Was bewirkt ein Erfolg, auch ein kleiner?
Dann lerne ich, dass es Möglichkeiten gibt, dass ich entscheiden kann. Und kann damit erleben, dass es
nicht nur diese eine Richtung gibt, in die ich immer automatisch gezogen werde.
Und beim nächsten Mal, wenn ich nicht Nein sagen konnte, mache ich es wieder genauso. Immer wieder.
Ein wenig Übung gehört dazu. Denn was wir jahrelang auf eine Art und Weise gemacht haben, kann sich
nicht über Nacht oder über den Jahreswechsel mal eben so ändern. Bleiben wir also dran. Wohlwollend.
Was möchten Sie in diesem Jahr für sich erobern oder ein bisschen besser machen/können?
Ich wünsche viel Erfolg und auch Freude beim Erforschen!
Gern biete ich Ihnen eine kostenlose Coaching-Stunde zu diesem Thema an.