Du sollst dich ändern!

Du sollst dich ändern!!

Können wir jemanden ändern? Können wir es schaffen, jemanden so zu verändern, wie wir es haben wollen?

Wie hört es sich an, wenn das so formuliert wird? Wer würde da „JA, das können wir.“ sagen? Kaum jemand, oder?

Und dennoch wird es allenthalben versucht. Auch ich habe das mal geglaubt. Ich müsste es nur klar machen, nur deutlich sagen, am besten mit viel Vehemenz, so dachte ich. Ich müsste mich nur noch mehr anstrengen. Das dachte ich immer wieder, und ich machte es immer wieder. Und war ich erfolgreich? Nein! Sind andere erfolgreich damit, Druck auszuüben, damit der/die andere sich ändert? Nein.

Nein, er/sie wird vielleicht kurzfristig auf den Druck reagieren oder vielleicht sogar aus Angst vor meiner Reaktion sich verbiegen.

Aber im Positiven ändert sich dadurch nichts, gar nichts. Und eigentlich habe ich das immer gewusst – oder ein Teil von mir 🙂 Nur ICH kann MICH ändern – und dann schauen, was passiert. Ich kann meine Einstellung überprüfen: Muss der/die andere wirklich? Was habe ich dann? Ein willfähriges, verunsichertes, bockiges, nicht es selbst sein dürfendes Wesen. Will ich das? Hm!

Innerlich wissen wir ganz genau, dass wir auf dem Holzweg sind. Und es ist schwer, sich das einzugestehen. Ist es doch viel angenehmer, „die Schuld“ auf die andere Person zu schieben. Ich bin hier doch das Opfer! Und aus der Opferhaltung ist es schwer, gestaltend tätig zu sein, in Aktion zu kommen.

Dennoch sind wir Gestalter unseres Lebens und nicht Gestalter der Leben von anderen. Wenn ich jemanden so nicht mag, wie er ist, muss ich eine Entscheidung treffen: Nehme ich sie so, wie sie ist? Oder verlasse ich ihn?

Wie nun kann ich es schaffen, alle anderen so sein zu lassen, wie sie nun mal eben sind?

Da gibt es wie immer keine Patentrezepte. Der für mich einzige Weg führt über die Akzeptanz, zunächst einmal die Annahme der eigenen Person. Wenn ich mit mir im Reinen bin, wirkt sich das unmittelbar auf meine Umgebung aus und ich kann mit anderen besser, friedlicher, wohlwollender umgehen.

Mag ja alles sein. Aber nun mal ehrlich, wie geht denn Akzeptanz? Wie genau soll ich das anstellen? Wie kann ich das MACHEN (denn ich muss ja immer was machen)?

Nach jahrelangem (!) Suchen und Probieren habe ich für mich eine Lösung gefunden: Ich darf mich dem Menschen bzw. der Situation „ergeben“. Nun höre ich schon direkt den Aufschrei: Dann gebe ich mich ja auf. Dann gebe ich ja nach. Dann bin ich ja die Verliererin. Ja, ich gebe nach. Vielleicht verliere ich auch (etwas). Aber mich selbst aufgeben, das tu ich nicht. Welches Gefühl, welcher Gedanke stellt sich ein, wenn ich denke, ich gebe nach? Dass ich das auf keinen Fall darf? Kann es auch den Gedanken geben, dass damit vielleicht etwas zu gewinnen ist?

Aber fangen wir vorne an. Damit, dass ich mich zuerst einmal selbst akzeptieren darf. Was alles gefällt mir an mir nicht? Angefangen vom Aussehen über Kranksein, meine Lebenssituation, mein Job, manche Freunde, mein Aufschieben von wichtigen Dingen, mein nicht Nein sagen können, mein nicht „Ich möchte aber“ sagen können? Dass ich meine Bedürfnisse nicht kenne, dass man meine Grenzen einrennen kann, dass ich mich nicht durchsetzen kann?

Bei all dem habe ich früher mal gesagt: Ja, genau. Genau das alles gefällt mir an mir nicht.

Und dann habe ich angefangen, genauer hinzuschauen. Kann es denn anders sein, als es ist? Im Positiven wie im Negativen? Geht das überhaupt? Nein. Es ist immer alles genauso, wie es gerade ist. Immer. Was wäre, wenn ich das mal für den Moment als gegeben hinnähme? Welches Gefühl stellt sich ein, wenn ich kapiere, dass ich gerade gar nichts anderes machen kann als es im positivsten Sinne hinzunehmen, mich zu „ergeben“. Ja, das ist jetzt so. Ja, ich bin jetzt so. Ja, der/die andere ist jetzt so. Was passiert, wenn ich versuche, zu glauben: Okay, ist so. Gerade ist es so. Welche Gedanken kommen, welche Gefühle, welche Körperempfindungen, welche inneren Bilder? Das können wir dann liebevoll erforschen, allein oder mit jemandem zusammen. Hinschauen und nicht drüber weggehen. Mich liebevoll hinwenden und es nicht beiseiteschieben.

Geht das schnell? Geht das von heut auf morgen? Nein. Es ist ein Weg, ein Prozess. Aber eine Entscheidung darf gern am Anfang stehen: Es ist ab sofort nicht mehr der/die andere „schuld“. Es ist niemand schuld. Das ist meine Chance. Das kann der Beginn einer spannenden Reise sein.

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